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Abwasserhebeanlagen
Was ist eine Abwasserhebeanlage?
Hebeanlagen werden auf Flächen eingesetzt, die unter der Rückstauebene (RSE) liegen – also dort, wo eine Entwässerung über ein natürliches Gefälle nicht möglich ist (Keller). Dabei liegt die RSE auf Höhe der Straßenoberkante über der Anschlussstelle der Grundstücksentwässerung an die öffentliche Kanalisation. Hebeanlagen sammeln das Abwasser, welches unter der Rückstauebene liegt in einem Behälter und fördern es automatisch über die Rückstauebene. So kann Abwasser über das natürliche Gefälle in die öffentliche Kanalisation abfließen. Beispiele für Orte, die unter der Rückstauebene liegen, sind Ablaufstellen in Kellerräumen oder WCs, falls deren Unterkante nur 25cm über der Rückstauebene liegen.
Hebeanlagen bestehen in der Regel aus einem Sammelbehälter, einer oder zwei Pumpen, und einer Druckleitung. Sie gibt es in verschiedenen Ausführungen, je nach Abwasserart, wie Schwarzwasser oder Grauwasser oder der Größe. Hebeanlagen werden auch unter folgenden Begriffen geführt: Abwasserhebeanlage, Schmutzwasserhebeanlage, Rückstauhebeanlage & Kleinhebeanlage, Kleinstabwasserhebeanlage.
Rückstauebene (RSE)
Zu einem Rückstau im Straßenkanal kommt es, wenn das anfallende Wasser nicht schnell genug abfließen kann. Dies kann bei starken Regenfällen in einem Mischwasserkanal (Schmutzwasser und Regenwasser werden gemeinsam abgeführt) passieren. Doch auch bei einem Trennverfahren, wenn Schmutzwasser und Regenwasser in getrennten Rohrsystemen abgeführt werden, ist ein Rückstau möglich. Ist der Kanal voll, staut sich das Wasser bis es den Deckel des Kontrollschachts erreicht. Über die Lüftungsöffnungen im Deckel tritt das Wasser auf die Straße aus. Da das Wasser im Normalfall nicht weiter steigen kann, bildet die Straßenoberkante die Rückstauebene. In Ausnahmefällen kann die RSE auch höher liegen, beispielsweise wenn die Straße durch eine Mulde führt.
Wie funktioniert eine Abwasserhebeanlage?
Wie bereits erwähnt besteht eine Hebeanlagen in der Regel aus einem Sammelbehälter, einer oder zwei Pumpen, und einer Druckleitung. Der Sammelbehälter ist mit einer/zwei Pumpen verbunden. Erreicht das Abwasser im Behälter ein bestimmtes Niveau, schaltet sich die Pumpe automatisch ein. Über die Druckleitung mit Schleife wird dann das Abwasser über die RSE gehoben. Ist das Abwasser über der RSE fließt es mittels Schwerkraft in die Kanalisation. Die Pumpe der Hebeanlage schaltet sich automatisch wieder ab, wenn das Abwasser auf ein vordefiniertes Niveau gesunken ist.
Arten von Hebeanlagen und die entsprechende DIN Normen
Nach der Produktnorm DIN EN 12050 gibt es 3 Arten von Abwasserhebeanlagen:
- Hebeanlagen für Schwarzwasser (fäkalienhaltiges Abwasser)
- Hebeanlagen für Grauwasser (fäkalienfreies Abwasser)
- Hebeanlagen für fäkalienhaltiges Abwasser für begrenzte Verwendung
Typ 1: Fäkalienhebeanlage - DIN EN 12050-1
Dieser Typ von Hebeanlage ist für Schwarzwasser geeignet (fäkalienhaltiges Abwasser aus Spülaborten/Urinalanlagen). Sie können, abhängig von der Größe, in Schächten in Gebäuden oder außerhalb von Gebäuden als Abwasserfertigschächte eingesetzt werden. Wichtig ist hier, dass das Abwasser in geschlossen (zur Verhinderung von Geruchsbelästigung), gas- und wasserdichten Behältern gesammelt wird. Das Abwasser wird durch eine Druckrohrleitung (je nach Modell mit oder ohne Fäkalienzerteilung) mindestens 25cm über die Rückstauebene gehoben. Danach wird das Abwasser in das Abwasserrohrsystem geleitet. Dieser Typ von Hebeanlage (Fäkalienhebeanlage) muss der DIN EN 12050-1 entsprechen.
Typ 2: Abwasserhebeanlagen für fäkalienfreies Abwasser DIN EN 12050-2
Typ 2 beschreibt Hebeanlagen, die für Grauwasser (fäkalienfreies, leicht verschmutztes Abwasser, wie Dusch- oder Badewasser sowie Regenwasser) geeignet sind. Der Unterschied zu Typ 1 ist, dass der wasserdichte Schacht oder Behälter nur mit einem Deckel verschlossen ist. Das Grauwasser wird auch wie bei Typ 1 über eine Druckrohrleitung über die Rückstauebene gehoben, bevor es in das öffentliche Kanalnetz eingeleitet wird. Hebeanlagen dieses Typs (Abwasserhebeanlagen für fäkalienfreies Abwasser) müssen der Norm DIN EN 12050-2 entsprechen.
Typ 3: Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung DIN EN 12050-3
Typ 3 der Hebeanlagen ist für fäkalienhaltiges Abwasser bei begrenzter Verwendung einzusetzen. Diese Hebeanlagen dürfen nur eingesetzt werden, wenn:
- der Benutzerkreis klein ist
- es oberhalb der Rückstauebene für diesen Benutzerkreis ein weiteres WC gibt
- zusätzlich höchstens eine Dusche, ein Handwaschbecken und ein Bidet angeschlossen sind
- sich die Hebeanlage zusammen mit dem angeschlossenen Entwässerungsgegenstand im selben Raum befindet
Diese Art von Hebeanlagen kommen oft zum Einsatz, wenn nachträglich Sanitäranlagen eingebaut werden und es keinen Platz für Anschlussleitungen gibt. Der Einbau wird dann über eine Vorwandinstallation gelöst oder direkt unter dem Sanitärelement, wie Dusche oder WC. Diese Hebeanlagen (Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung) müssen der Norm DIN EN 12050-3 entsprechen.
Wann nutzt man eine Kleinstwasserhebeanlage?
Fällt wenig Abwasser in Räumen an, die unter der RSE liegen, wie in Lagern oder Kellerräumen, genügt meistens eine Kleinsthebeanlage. Die Pumpe der Anlage wird dabei direkt unterhalb des Ablaufs, beispielsweise in einem Unterflurschacht, angebracht.
Wartungsabstände bei Hebeanlagen – so erklären Sie Ihren Kunden, warum das nötig und sinnvoll ist
Manchen Kunden scheuen sich vor Wartungsterminen, da sie diese Kosten vermeiden wollen, obwohl eine Wartung laut DIN Norm Pflicht ist. Folgende Punkt können Sie Ihren Kunden an die Hand geben und diese von der absoluten Wichtigkeit der Wartung zu überzeugen:
Eine Wartung der Hebeanlage ist wichtig, weil…
- … dadurch Abwasserschäden durch Rückstau verhindert werden
- … die normalen Reinigungsmittel nicht alle Verschmutzungen entfernen. Durch das Abwasser kommen Fette, Öle und Haare in die Anlage, welche sich im Behälter oder in den Rohren festsetzen können. Das beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit der Anlage. Es kann sogar dazu führen, dass auch die Sensoren beeinträchtigt werden und die Anlage den Wasserstand nicht mehr erkennt und Fehlermeldungen ausspielt.
- … dies versicherungsrelevant ist. Entsteht ein Wasserschaden durch Rückstau, muss der Hauseigentümer die regelmäßige Wartung der Anlage nachweisen. Kann er das nicht, könnte er für die entstandenen Kosten selbst aufkommen müssen.
Die Wartungsabstände:
- 1/4 Jahr bei Anlagen in gewerblichen Betrieben
- 1/2 Jahr bei Anlagen in Mehrfamilienhäusern
- 1 Jahr bei Anlagen in Einfamilienhäusern
- Empfehlenswert: Alle 2 Jahre sollte die Anlage mit Wasser durchgespült werden